Wir, Sophia Jasmin und Noemi, haben im März 2023 unsere langersehnte Auslandsfamulatur in Kambodscha gemacht. Kurz vorweg: wir hatten ursprünglich eine andere Famulatur geplant, welche aber aufgrund politischer Unruhen im Land, abgesagt wurde. Deshalb haben wir sehr kurzfristig nach einer Alternative gesucht und haben glücklicherweise eine Zusage der Hilfsorganisation „Cambodia World Family“ in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh erhalten. In Kontakt sind wir mit dem Gründer der Organisation getreten. Dr. Oegle ist ein kanadischer Zahnarzt, der mittlerweile in Australien lebt und gut per E-Mail erreichbar ist. Wir haben vor unserem Einsatz ein Zoom-Meeting gemacht, um die letzten Fragen zu klären. Da unsere Reise nun schon bald beginnen sollte, mussten wir uns in kürzester Zeit (wir hatten noch ziemlich genau einen Monat) um alle wichtigen Vorbereitungen kümmern. Zuallererst haben wir uns in den Impfmarathon gestürzt, um noch rechtzeitig alle Impfungen zu bekommen, die für die Reise notwendig waren. Zu empfehlen wären Impfungen gegen Hepatitis A und B, Tollwut, Typhus, Meningokokken ACWY und B, Japanische Enzephalitis und Cholera.
Unsere Flüge haben wir über die Airline EvaAir gebucht. Wir sind von München aus gestartet und waren ca. 17h mit einem Zwischenstopp in Taipeh (Taiwan) unterwegs. Unser Hinflug hat 580€ inklusive Gepäck gekostet. Bei EvaAir beinhaltete der günstigste Tarif zwei Aufgabegepäckstücke, wodurch wir somit die Spenden in unserem zweiten Gepäckstück transportieren konnten. Wir hatten uns im Vorfeld beim Auswärtigen Amt, bei der Airline und beim kambodschanischen Zoll erkundigt, weil wir unsicher waren, ob wir Anästhesie und Kanülen transportieren können, aber leider sind wir bei unserer Recherche nicht weit gekommen. Der Transport der Spenden war letztendlich zum Glück gar kein Problem und wir haben das gesamte Material mitbringen können. Hier möchten wir uns ganz herzlich bei den verschiedenen Firmen und Depots für ihre großzügigen Spenden und die Unterstützung bei unserem Hilfseinsatz bedanken (Cardex Dental, Dentaurum, HuFriedyGroup, Dentocare, DMG-Dental, GERL.Dental, Ivoclar, Zahnimarkt und Kuraray).
Bezüglich des Visums gibt es verschiedene Möglichkeiten dieses zu erhalten. Wir haben uns für das Visa on Arrival entschieden, welches problemlos funktioniert und keine 15 Minuten gedauert hat. Das Visitor-Visum kostet 30 Dollar und ist 30 Tage gültig. Eine Verlängerung ist ebenfalls möglich. Weitere Informationen erhält man auf der Internetseite der kambodschanischen Botschaft. Dr. Oegle empfahl uns bei dem gemeinsamen Telefonat eine Unterkunft in der Nähe des Russian Markets zu buchen, ca. 10min mit dem TucTuc von der „Cambodia World Family“ entfernt. Vorherige FamulantInnen waren sehr zufrieden in einem Hotel (Queen Mansion) untergekommen, in welchem es auch einen Pool gab. Sehr zu empfehlen bei den Temperaturen. Wir haben uns jedoch für die günstigere Variante entschieden und über Airbnb eine Wohnung gemietet.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, ging es nun endlich los auf unsere Reise nach Kambodscha. Am Flughafen in Phnom Penh angekommen, bestellten wir uns über die Grab- App ein Auto zu unserer Unterkunft. Mittels der Grab-App oder auch der Pass-App kann man einfach, schnell und spontan Tuc Tucs oder Cabs bestellen, die einen zum gewünschten Ziel bringen. Man kommt supergünstig von A nach B und muss nicht lange mit dem Fahrer über die Fahrtkosten diskutieren, da diese von der App berechnet werden. Auch für unsere täglichen Fahrten zur „Cambodia World Family“ riefen wir uns ein Tuc Tuc.
Nach der Ankunft in der Unterkunft machten wir uns erstmal einen Eindruck von der Umgebung und waren beeindruckt von der Vielfalt an Restaurants, Cafés und kleinen Geschäften. Wir haben uns im Laufe der Zeit durch die verschiedenen Köstlichkeiten der Khmer-Küche probiert. Lok Lak, Fish Amok und Sommerrollen gehörten bald zu unseren Leibgerichten, welche uns jetzt schon in unserer heimischen Küche fehlen.
Am ersten Tag der Famulatur brachten wir unser Spendenmaterial zur „Cambodia World Family“ und lernten das Behandlungsteam kennen. Hierbei handelte es sich um Dr. Boran,
einen kambodschanischen Zahnarzt, und einige kambodschanische Zahnarzthelferinnen bzw. Studentinnen, welche uns bei den Behandlungen unterstützten. Sie freuten sich riesig über unsere mitgebrachten Spenden und verstauten sie gleich im Materialraum. Dieser war auch gleichzeitig der Umkleideraum. Hier fanden wir eine bunte Auswahl an Kasaks und Kitteln, welche man bei der Behandlung tragen durfte. Der Behandlungsraum war ein großer Raum mit einer Wartebank und vier Behandlungseinheiten, welche gut funktionierten. An die eine oder andere Macke der Einheiten, wie zum Beispiel einen nicht funktionstüchtigen Knopf oder einen Ausfall der Wasserkühlung, gewöhnten wir uns schnell. Mit ein paar Tricks und der Hilfe unserer Kolleginnen, konnten wir unter guten Bedingungen behandeln. Natürlich mussten wir bezogen auf die Hygiene einige Abstriche machen und konnten dem Hygienekonzept, wie wir es in der Uni gelernt hatten, nicht ganz gerecht werden. Aber natürlich wurde das Bestmögliche versucht und es gab auch einen kleinen Sterilisator, den unsere kambodschanischen Kolleginnen täglich nach der Behandlung anwarfen.
Doch wie genau sah eigentlich ein Behandlungstag in der „Cambodia World Family“ aus? Wir haben täglich (Montag bis Freitag) um 8Uhr angefangen und uns startklar für die Kids gemacht. Die Mitarbeiterinnen der Cambodia World Family hatten bereits die Behandlungsstühle vorbereitet und nun hieß es warten bis die kleinen Patientinnen und Patienten kommen. Da die Kinder und Jugendlichen (6 - 19Jahre) mit ihren Schulklassen kamen, trafen sie zwischen 8 und 9 Uhr zusammen mit einem Lehrer bei uns ein und warteten dann geduldig, bis sie an die Reihe kamen. Sie saßen entweder ruhig auf der Wartebank im Behandlungszimmer oder warteten draußen vor der Tür. Nach und nach behandelten wir so die Kinder: Jeder brachte einen Zettel mit auf dem zu sehen war, was bereits bei dem Kind gemacht wurde und wir notierten anschließend ebenfalls die Behandlung, die wir durchgeführt hatten. Meist wurden die Kinder nicht vollständig fertig behandelt, sondern wir wägten ab was am dringendsten behandelt werden musste, damit so jeder einmal drankam. Wir führten entweder Zahnreinigungen, Füllungen oder Extraktionen durch. Die Kinder konnten bei Bedarf, wenn es für sie möglich war, die Tage oder Wochen drauf wiederkommen und weiterbehandelt werden. Für endodontische Behandlungen wurden die PatientInnen in die Klinik geschickt, da kein Röntgengerät zur Verfügung stand. Es gab auch einige Kinder und Jugendliche, die dringend eine kieferorthopädische Behandlung gebraucht hätten, aber leider war diese aus finanziellen Gründen selten möglich. In seltenen Fällen waren die Gebisse kariesfrei. Dann übten wir nochmal das Zähneputzen oder zeigten unseren PatientInnen wie sie Zahnseide benutzten. Doch leider war das eine Seltenheit. Meist fanden wir tief kariös zerstörte Zähne vor, leider auch häufig bleibende Molaren und Frontzähne. In Kambodscha sind Tees und Fruchtsäfte stark gesüßt und heißbegehrt. So kann man bei einem kalten Softgetränkt zwischen 50% oder 100% Zucker wählen. Auf Nachfrage hin, ob es auch ohne Zucker ginge, gab es ein heftiges Kopfschütteln. Die Erfahrung machten wir als wir in einem Café einen gekühlten Matcha-Tee bestellen wollten. Gerade die Jugendlichen liebten es ihre Getränke in Plastiktüten mit sich herumzutragen oder während der Fahrt an ihren Rollerlenker zu hängen. Morgens, mittags und auch abends nach dem Zähneputzen wurden Süßgetränke konsumiert. Daher die vielen kariösen Zähne, die wir mit diversen Füllungen versuchten zu erhalten. Extraktionen führten wir meist bei Milchzähnen und Wurzelresten durch. Doch auch bleibende Zähne fielen der Zange zum Opfer, wenn sie nicht mehr zu retten waren. Die Kinder und Jugendlichen warteten sehr geduldig, bis sie an die Reihe kamen und waren bei den Behandlungen ausgesprochen tapfer. Wir hatten vorher in der Klinik nur erwachsene Patienten behandelt und waren sehr gespannt, wie es mit den Kids so funktionieren würde. Umso erstaunter waren wir darüber, wie höflich und dankbar die Kinder waren und wie bereitwillig sie sich von uns behandeln ließen. Die Meisten setzten sich auf den Behandlungsstuhl und machten den Mund auf ohne, dass man etwas sagte. Meist konnten sie schon im Grundschulalter gut Englisch sprechen, wodurch die Kommunikation gut möglich war. Wir eigneten uns dennoch die wichtigsten Vokabeln wie zum Beispiel „Mund auf“ oder „Mund zu“ an. Unsere Assistenzen übersetzten alles, damit die Kinder auch nochmal in ihrer Muttersprache genau wussten was passierte. So konnten wir ohne große Kommunikationsprobleme behandeln und konnten die Kinder meist mit einem stolzen Lächeln, dass sie es gut und tapfer geschafft hatten, entlassen. Es war herzzerreißend, wie sie am Ende des Behandlungstages fröhlich winkend in den Schulbussen
davonfuhren. Während der Behandlung lief laut Musik. Sie lenkte die Kinder sowohl vom Lärm der Bohrer als auch von der Behandlung an sich ab und verbreitete zusätzlich gute Laune. Sehr zu empfehlen! :)
Wir behandelten immer nur vormittags. Bis alle Kinder behandelt wurden, war es meist 11 - 12Uhr. So hatte Jede von uns täglich im Schnitt 4 - 7 PatientInnen je nachdem, was so alles gemacht werden musste. Die Behandlungen haben uns sehr viel Spaß gemacht und sowohl menschlich bereichert als auch bezüglich unserer praktischen Fähigkeiten weitergebracht. Häufig war Dr. Boran vor Ort und stand uns bei Fragen und Problemen stets zur Seite und half uns bei den Behandlungen, wenn wir seine Unterstützung brauchten. Das war wirklich klasse! Auch unsere Assistenzen wussten stets gut Bescheid was als Nächstes gemacht wurde und reichten uns das nötige Material an. An den Tagen, an denen Dr. Boran nicht vor Ort sein konnte, konnten wir selbstständig behandeln, da wir zu der Zeit der Famulatur bereits examinierte Zahnärztinnen waren. Grundsätzlich ist es jedoch auch als StudentIn kein Problem in Form mit einer Famulatur die Cambodia World Family zu unterstützen, in diesem Fall sollte jedoch ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin ebenfalls vor Ort sein.
Nach der Behandlung sind wir meist erstmal in die Unterkunft gefahren, um uns kurz auszuruhen, da der Großstadttrubel und die Hitze einem zugegebenermaßen doch auch mehr zu schaffen machten als erwartet. Dadurch, dass die Behandlungen nur am Vormittag stattfanden, konnten wir den restlichen Tag gut nutzen, um Phnom Penh zu erkunden. Eine Großstadt hat natürlich so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. So besuchten wir beispielsweise das Nationalmuseum, den Königspalast, Wat Phnom und das Genozidmuseum oder machten an einem Abend eine Sunset-Tour auf dem Mekong. Auch auf den verschiedenen Märkten wie dem Russian Market oder dem Night Market gab es einiges zu entdecken und man konnte prima Mitbringsel für Familie und Freunde besorgen. An den Wochenenden machten wir immer Ausflüge, um Kambodscha noch ein wenig zu erkunden. Es gibt sehr gute Busverbindungen in andere Städte doch sind die Fahrten auch für kurze Strecken recht Zeit intensiv. Ein Wochenende fuhren wir nach Kampot und machten eine Tour durch den Nationalpark, wo wir Affen mit Bananen fütterten und verschiedene Tempel sowie Pfefferplantagen und Salzfelder besuchten. An einem anderen Wochenende fuhren wir auf die kambodschanische Insel Koh Rong Samloem, die atemberaubend schön war. Außerdem besuchten wir die kleine Stadt Kep nahe der vietnamesischen Grenze und schliefen eine Nacht in einem Bungalow auf der Insel Koh Tonsay direkt am Meer. Zu guter Letzt beendeten wir unsere Kambodschareise mit einem Besuch in der Stadt Siem Reap und machten eine dreitägige Tempeltour. Angkor Wat bei Sonnenaufgang zu besichtigten war atemberaubend schön und eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Siem Reap hat einiges zu bieten und man kann dadurch, dass die Stadt kleiner als Phnom Penh ist, gut zu Fuß unterwegs sein.
Zum Abschluss muss noch eine Sache gesagt sein: es ist ein wunderbares Erlebnis und Gefühl zu sehen, wie offenherzig und freundlich die Menschen einen in Kambodscha in Empfang nehmen. Sie haben stets ein Lächeln im Gesicht und sind so positiv, dass einem ganz warm ums Herz wird. Wir sind sehr dankbar und glücklich darüber, dass wir den Kindern ein Lächeln auf die Lippen zaubern durften und zugleich ein wundervolles Land, seine diversen Seiten, die Kultur, Sprache und tolle Menschen kennengelernt haben. Eine Famulatur zu machen können wir euch generell nur wärmstens empfehlen.
Weißer Sandstrand, Palmen, unzählige Sonnenstunden und strahlende Gesichter nach PaFentenmarathons – das und viel mehr haben uns fünf Wochen Auslandsfamulatur in Mabuhay auf den Philippinen ermöglicht.
Wir haben lange von einer Auslandsfamulatur in den Semesterferien als Studierende geträumt, doch durch Corona wurden unsere Pläne zunächst um zwei Jahre verschoben, da wir durch die Pandemie kein philippinisches Visum bekommen haben. Jetzt sind wir so stolz und dankbar, dass wir unser Vorhaben nach dem Examen als ferFge ZahnärzFnnen umsetzen konnten. Wir können jedem Studierenden, frisch Approbierten, oder auch erfahrenen KollegInnen einen Einsatz im Ausland ans Herz legen und hoffen, dass euch unser Bericht zu einem solchen Abenteuer motiviert.
Begonnen hat unsere (erneute) Planung nach der Auswahl des Projektes mit der Zusage und Festlegung des genauen Zeitraums durch Doc Lindner circa ein Jahr vor Abreise. Er organisiert die zahnmedizinischen Famulaturen des Projektes „Mabuhay“ aus Deutschland und steht bei jeglichen Fragen zur Verfügung. Als nächstes stand sechs Monate vor Abreise die Buchung unserer Flüge an – wir sind wie empfohlen über Singapur nach Manila geflogen und von dort mit genügend Puffer weiter nach Catarman. Die weitere OrganisaFon konnten wir mit gutem Gewissen auf nach dem Examen verschieben und haben circa vier Monate vor Abreise einen Spendenaufruf für Materialien gestartet, uns um die empfohlene Impfung (Tollwut) und das Visum gekümmert (unbedingt vorher erkundigen, ob die philippinische Botschaa in Berlin oder in Frankfurt zuständig ist). Dank der großzügigen Bereitschaa der (Dental-)Firmen konnten wir drei große Pakete auf die Reise schicken (wie empfohlen über Anne Korth in Bonn). Hierfür bedanken wir uns herzlich bei Hu Friedy, Bausch, Dürr Dental, Ivoclar, Frasaco, Coltene/Wahldent, Henry Schein, Zahnimarkt, NTI, Septodont, Busch und DMG. Nachdem wir uns nun vor Ort im Projekt einen Überblick verschaffen konnten, können wir für nachfolgende FamulantInnen empfehlen: AnästheFka (!), Waierollen, Schaumstoffpellets, wir hätten uns über ein Desmotom gefreut, Komposite (besonders Flows), Ätzgel, eine Schere, Nadelhalter, (Kinder-)Zahnbürsten und -Zahnpasta, Zahnseide, ZugabearFkel für Kinder und Handschuhe. Zur besseren Planung können wir euch aus eigener Erfahrung das Reisen mit Backpack empfehlen.
Gerade für den Transport in Tricycles ist es deutlich prakFscher und angenehmer. Zu den weiteren PackFpps gehören: vor allem kurze, luaige, unempfindliche Kleidung, eine lange Hose/langes Kleid für die Kirche, evtl. Wasserschuhe, Bücher sind vor Ort vorhanden, ein Paar Sneakers, ein gutes Paar bequeme offene Schuhe (FlipFlops/Birkis), kein Regenschutz nöFg, genügend Mückenspray aus der Apotheke (z.B. AnFBrumm – die philippinische Off-LoFon aus dem Drug Store können wir sonst auch empfehlen), genügend Sonnencreme (Achtung – philippinische Produkte enthalten Bleichmiiel), ein Jutebeutel, Bauchtasche, Adapter, Musikbox, Lupenbrille (fanden wir vor allem wegen des Lichts extrem hilfreich!). Schon rückte der Tag unseres Abflugs immer näher und unsere Reise ging Miie April endlich los. Nach einer Nacht am Gate des Flughafens in Manila (kann man problemlos überstehen J) trafen wir durch Zufall auf den Pfarrer „Father Sandy“ der kleinen Gemeinde Bugko, wo auch Mabuhay staFoniert ist. Er hat uns direkt mit Mabuhay assoziiert (wie letztendlich jeder, dem wir auf der Straße in Northern Samar begegnet sind) und direkt in sein Beachhouse zum Mittaagessen mit Freunden mitgenommen. Er hat sich auch im Laufe unserer gesamten Reise als „authorized kidnapper“ erwiesen und uns einige philippinische Freundschaaen ermöglicht. Famulaturbericht Philippinen – Antonia Borchard & Juliane Orth – Mai 2023 Nachdem er uns mit vollem Bauch sicher in Mabuhay abgeliefert hat, wurden wir herzlich von den Schwestern Veronica und Sabine empfangen. Anders als die meisten FamulantInnen kamen wir schon freitags an – erst im Nachhinein haben wir erfahren, dass eigentlich eine Anreise am Sonntag erwünscht ist. Während des ruhigen Wochenendes lernten wir die ebenfalls frisch approbierte Julia aus München kennen, die mit uns gemeinsam die Famulatur absolvierte. Außerdem bekamen wir von Sister Veronica eine ausführliche Führung über das Mabuhay- Gelände. Den Miielpunkt des Projektes bildet die von Sister Sabine geleitete Medical Clinic, zu der auch ein Labor, ein OP-Saal für Missionen durch ausländische ÄrztInnen, eine Apotheke mit KanFne, sowie ein allgemeinmedizinischer Röntgenraum gehört.
Alle MitarbeiterInnen in Mabuhay sind Volunteers und durch Spenden aus dem Ausland ist es möglich, sehr kostengünstige Behandlungen zur Verfügung zu stellen. Zu dem Gelände gehört außerdem die Dental Clinic, ein Herbal Center (Anbau von Ingwer und Kurkuma zur Herstellung von Medikamenten), Hühner- und Schweineställe, ein Programm für die Senior CiFzens inklusive Zumba-Kursen, die neue offene Sporthalle mit großem Spielplatz, ein Pool und ein gemeinsamer Essensbereich – wir waren überwältigt. Die Dental Clinic lag ab dem ersten Tag in unseren Händen. Sie umfasst zwei Behandlungsräume mit modernen Einheiten. Auf dem blauen Stuhl fanden Füllungen und Cleanings stai, der grüne Stuhl wurde von uns größtenteils für ExtrakFonen genutzt. An Materialien ist die Klinik gut ausgestaiet und man gewöhnt sich schnell an das vorhandene Instrumentarium, den improvisierten Steri, regelmäßige Stromausfälle und Extrahieren ohne Absaugung (diese funkFoniert nur im blauen Zimmer). ImprovisaFon ist hier alltäglich – ein spontaner Stuhlwechsel zur Osteotomie oder eine Behandlung im Stehen kommen nicht selten vor. Dennoch waren wir überrascht von den guten Voraussetzungen in der Clinic, vor allem in Bezug auf die ärmlichen Zustände in der Region Northern Samar. Die beiden Volunteers Begit und Maria unterstützten uns täglich bei der Patientenaufnahme, dem Säubern der Instrumente und dem Übersetzen der Inselsprache Wharay. Obwohl Englisch auf den Philippinen schon in der Schule gelehrt wird und viele auch Englisch sprechen, war es sehr hilfreich, dass wir uns von Beginn an die Basics wie „Lingkod - Setzen Sie sich“, „Masu-ol? - Schmerzen?“, „Nga Nga - Mund öffnen“, „Le Mogmog - Ausspülen“, „Banhod? - Taub?“ und „Iton - Geschan“ angeeignet haben. Die Behandlungszeit beginnt um 8 Uhr nach dem Prinzip „First Come - First Serve“, weshalb die ersten PaFentInnen teilweise schon vor 5 Uhr am Tor warteten. Für uns war es zunächst gewöhnungsbedürftig, dass nicht wir den Ablauf der Behandlung bestimmten, sondern die PatientInnen mit genauen Vorstellungen, welcher Zahn wie zu behandeln ist, zu uns kamen. Dies betraf in den meisten Fällen den akut schmerzenden Zahn, für den die PatientInnen das Geld erspart haien. Entgegen unseren Wünschen blieben „Großbaustellen“ aufgrund von fehlenden finanziellen Möglichkeiten von uns unbehandelt. Das Behandlungsspektrum umfasste größtenteils ExtrakFonen von zerstörten Zähnen und Wurzelresten, auch bei Kindern. Die Füllungen waren zumeist okklusal und sehr groß. Da keine Röntgeneinheit vorhanden war, kamen endodontologische Behandlungen leider nicht infrage und die Möglichkeiten des Zahnerhaltes hielten sich in Grenzen. Auch protheFsche Leistungen sind derzeit noch nicht möglich. Hierfür müssen teure ZahnärztInnen in der nächstgrößeren Stadt aufgesucht werden. Gut situierte PatientInnen konnten sich teilweise auch Cleanings bei uns leisten und hier können wir besonders bei den jungen PaFentInnen, die vom Fluoridprogramm in KooperaFon mit der Schule profiFeren, eine positive Entwicklung sehen.
Von Klein bis Groß nahm jeder einmal auf unserem Stuhl Platz. Auch bei den Kindern konnten wir trotz Sprachbarriere die Behandlung durchführen, was durch Traumreisen und spielerische Ablenkungen möglich war. Die Geduld, Freundlichkeit und Dankbarkeit der Philippinos werden uns im zahnärztlichen Alltag in Deutschland bestimmt sehr fehlen. Neben unserem Behandlungsalltag waren wir in Mabuhay sehr behütet und haben uns immer als Teil der „Mabuhay-Family“ gefühlt. Wir genossen die gemeinsamen Mittag- und Abendessen (meist Reis, Fisch, Fleisch und Gemüse von Köchin Elsa) und ließen den ein oder anderen Abend gemeinsam mit den Sisters bei einem Bier ausklingen. Der Ort Bugko wurde für uns durch tägliche Spaziergänge, Freundschaaen und die Offenheit der Menschen zu einem richtigen Zuhause. Nach Arbeitsende blieb oa Zeit für Abkühlungen im Pool, Lesen am Strand und Spieleabende. Den freien Mittwochnachmittag verbrachten wir am liebsten im nahegelegenen Catarman. Die Fahrt dorthin mit dem Tricycle war schon ein Abenteuer für sich. In Catarman befindet sich ein toller Markt, auf dem man sich jedes erdenkliche tropische Obst fürs Frühstück erhandeln kann, ein Supermarkt in der Mall, diverse süße Cafés, typisch philippinische Bäckereien und Geschäae zum Stöbern. Hierfür blieb am Wochenende meist wenig Zeit, da diese durch spontane Einladungen zu Geburtstagen, Hochzeiten oder der philippinischen Fiesta verplant waren. Dies ermöglichte uns einen authenFschen Einblick in die philippinische Kultur, geprägt von Essen, Musik, Tanz und viel Lachen. Außerdem nutzten wir unsere Freizeit, um am Zumba-Kurs des Senior CiFzen Programms teilzunehmen und die Strände in der Umgebung zu erkunden. Besonders Resorts wie „Langtaran“ haben unser Herz im Sturm erobert.
Sonntags freuten sich die Sisters immer, wenn wir mit ihnen um 8 Uhr den örtlichen Goiesdienst besucht haben, der für uns schnell zur RouFne wurde.
Die vier Wochen vergingen wie im Flug und wir häien uns keinen schöneren Abschied als ein Fest mit der Mabuhay-Family vorstellen können. So kam es dann und wir verbrachten schöne Stunden beim Blessing der neuen Outdoor-Sporthalle mit dem großen Kinderspielplatz. Dies war definiFv ein Highlight unserer Reise, denn Mabuhay war bis in die Nacht erfüllt mit spielenden Kindern, tanzenden Freunden, duaendem Essen und fröhlichen Gesichtern. Wir verbrachten am Ende noch zwei Tage in Manila, um genügend Puffer zwischen den Flügen zu haben. Auch wenn die heiße volle Großstadt ein absolutes Kontrastprogramm zum Leben in der Provinz darstellte, haben wir auch hier eine sehr schöne Zeit gehabt. Jetzt ist es für uns an der Zeit, mit einem Rucksack voller getrockneter Mangos, dem ein oder anderen Sandkorn im Gepäck und dem Lachen der Philippinos im Herzen ins Flugzeug zu steigen. Wir kommen definiFv zurück und können uns einen erneuten zahnärztlichen Einsatz in Mabuhay schon jetzt vorstellen.
Antonia und Juliane
]]>Bereits während des Studiums war uns beiden klar, dass wir unbedingt eine gemeinsame Auslandsfamulatur direkt nach unserem Examen machen möchten. So setzten wir uns bereits während des 8. Semesters hin, informierten uns über mögliche Länder und deren Hilfsprojekte und verschickten schließlich Mails an verschiedene Organisationen. Schnell war etwas Passendes gefunden und wir machten uns ans Planen. Wir buchten unsere Flüge, sammelten Sachspenden von verschiedenen Dentalfirmen und ließen alle wichtigen Impfungen machen.
Doch wie so oft plant man etwas und es kommt schließlich anders. Unsere Auslandsfamulatur nach Peru musste ganz kurzfristig aufgrund politischer Unruhen vor Ort abgesagt werden.
Da wir dennoch an unseren Traum festhalten wollten, schickten wir weitere E-Mails sämtlichen anderen Organisationen in Südamerika und fragten, ob wir irgendwo kurzfristig gebraucht werden und helfen können. Umso mehr freuten wir uns über eine spontane Zusage von Ruben Beyer, dem 1. Vorstand der Organisation „Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien e.V.“. Nun hieß es schnell neue Flüge buchen und bereits 3 Wochen später landeten wir in Recife, im Bundesstaat Pernambuco.
Da wir für die neuen Vorbereitungen entsprechend wenig Zeit hatten, war vor allem die sprachliche Hürde zu Beginn eine sehr große Herausforderung für uns. Wie bereits in anderen Famulaturberichten erwähnt, sprechen die Menschen vor Ort tatsächlich nur Portugiesisch, mit Englisch und selbst mit Spanisch kommt man nicht sehr weit. Deshalb legen wir allen unseren Nachfolgern nochmal ans Herz, sich zumindest mit den Basics vor Abflug ein wenig auseinanderzusetzen – es lohnt sich!
Wir konnten zu Beginn kaum ein Wort und mussten uns die ersten Tage ziemlich durchkämpfen. Allerdings lernt man in der Not sehr schnell und bis zum Ende waren die Leute vor Ort sehr geduldig mit unserem Portugiesisch.
Ein guter Tipp ist es ebenfalls, sich mit der App Google Translate die Sprache offline runterzuladen, denn so kann man jederzeit, auch ohne WLAN, sein Handy zu Hilfe nehmen.
In unserer Unterkunft lagen zudem von unseren Vorgängern einige für die Behandlung hilfreiche Übersetzungen, die wir immer neben uns im Behandlungszimmer liegen hatten. Von Tag zu Tag verstanden einen die Patienten und Menschen besser, was uns sehr freute.
Unsere Flüge mit LATAM funktionierten zum Glück problemlos. Der ZAD stellte uns dankenswerterweise sehr kurzfristig eine Bescheinigung für die Zollfreiheit unserer Spenden aus. Wir legten sie gemeinsam mit unserer übersetzten Approbationsurkunde, die wir zuvor von der Organisation zugesendet bekamen, auf die mitgeführten Spenden in unserem Koffer und alles kam heil an.
Aufgrund der ursprünglich geplanten Peru-Reise waren wir bereits gegen Gelbfieber, Typhus und Tollwut geimpft, hier sollten man sich aber am besten vorab einmal im Tropeninstitut über sinnvolle Impfungen beraten lassen – vor allem, falls die Reise danach noch weiter geht. Für Pernambuco und Recife selbst benötigt man ein Glück keine Malaria-Prophylaxe.
Für eine Aufenthaltsdauer von 4-6 Wochen wird als deutscher Staatsangehöriger kein Visum benötigt und zumindest dieser Punkt fällt bei der Organisation vorab weg.
Die Steckdosen in Brasilien sehen anders aus als unsere (Typ N), davon darf man sich allerdings nicht beirren lassen. Sie sind mit den flachen Euro-Steckern (Typ C) von uns kompatibel und man benötigt keinen Adapter.
Vom Flughafen abgeholt wurden wir direkt zu unserem Zuhause für die nächsten vier Wochen gebracht: das Instituto Antonio Pessoa de Queroz (kurz: IAPQ). Hierbei handelt es sich um eine Einrichtung für sehbehinderte und blinde Menschen.
Auf dem Gelände befindet sich das große Institut, in dem unter anderem die zwei Irmas Ana Tereza und Lucenir wohnten, unsere Ansprechpersonen während der ganzen Zeit. Auch die Küche mit den wundervollen Küchenfeen war in dem großen Gebäude vorzufinden. Von den Damen bekamen wir 3-4-mal täglich traditionelles nordbrasilianisches und köstliches Essen zubereitetet.
Hinter dem Institut liegt eine Sporthalle, in der fast täglich irgendwelche Veranstaltungen stattfanden und in der man auch seinen Patienten beim Blindenfußball zuschauen konnte.
Im seitlichen Gebäude auf dem Gelände befindet sich unter anderem das Behandlungszimmer und direkt daneben das Apartment für uns Zahnärzte. Es gibt eine kleine Küche mit Esstisch und zwei Sesseln und hinter einer Wand stehen die Betten mit Moskitonetz, außerdem ein Bad mit Dusche. Es ist auch möglich seine Wäsche und die Kasacks in der Waschküche während des Aufenthalts zu waschen. Es mangelt wirklich an nichts, sogar WLAN gibt es, dennoch muss man sich die ersten Tage an die neue Heimat gewöhnen.
Der Kompressor des Behandlungszimmers funktionierte die ersten zwei Tage noch nicht und so machten wir uns am Anfang zunächst mit den ganzen Materialien und der Einheit vertraut und schauten, was noch organisiert werden musste, bevor es schließlich kurz darauf ans Behandeln ging. Generell wurden sich um alle aufgetretenen Probleme vor Ort sofort gekümmert und man konnte bereits hier spüren, wie sehr allen das Projekt am Herzen lag.
Bei unseren Patienten handelte es sich vorwiegend um Erwachsene, das Behandlungsspektrum war daher vielfältig: von Prophylaxe und Zahnreinigungen über Zahnfüllungen bis hin zu Extraktionen war alles dabei. Es ist besonders wichtig, den Patienten vorab genau zu erklären, welche Behandlungsschritte als nächstes folgen, um sie nicht zu erschrecken und um ihr Vertrauen zu gewinnen - was neben den sprachlichen Hürden vor allem durch den fehlenden Sehsinn eine besondere Herausforderung darstellt. Doch bereits nach kurzer Zeit wachsen einem alle Menschen vor Ort sehr ans Herz und beeindrucken mit Geduld und extremer Dankbarkeit für unsere Arbeit!
Was wir vor unserer Ankunft noch nicht wussten: ein brasilianischer Zahnarzt schaut jede Woche 1-2 Tage vorbei und versucht einem unter die Arme zu greifen. Lucas war uns eine sehr große Hilfe, da er die Aufklärung bei starken Angstpatienten nochmals genauer durchführen konnte, Röntgenbilder im naheliegenden Krankenhaus veranlassen und Medikamente verschreiben konnte und auch bei den fehlenden Materialien war er unser Ansprechpartner.
Er ist eine große Unterstützung und hat vor allem bei den Extraktionen den ein oder anderen guten Tipp. Außerdem war es interessant, sich mit ihm über die Unterschiede zwischen Deutschland und Brasilien in Bezug auf die Behandlungen auszutauschen und ihm mal bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Lucas haben wir ebenfalls einen unserer schönsten Tage vor Ort zu verdanken, da er ebenfalls für die Station Santa Tereza im Nachbarort Olinda zuständig ist. Es handelt sich um eine betreute Schule für Kinder aus den umliegenden Favelas. Wir durften für einen Tag vorbeischauen und die noch ausstehenden Behandlungen der Kinder durchführen. Die aufgeweckten und neugierigen Kinder haben bereits nach diesem einen Tag einen besonderen und unvergesslichen Eindruck bei uns hinterlassen.
Obwohl uns das selbstständige Behandeln nach all den stressigen Studienjahren unfassbar Spaß gemacht hat, kam das Reisen während unseres Aufenthalts definitiv nicht zu kurz und wir nutzen jedes Wochenende, um das Land zu erkunden.
Neben Recife und Olinda sind wir unter anderem nach Maragogi, Ilha de Itamaraca, Porto de Galinhas und Pipa gefahren. Uber und AirBnB waren dabei unverzichtbar, funktionierten problemlos und waren außerdem sehr kostengünstig. Hierfür war es sehr hilfreich, dass wir uns direkt zu Beginn bei Klaro eine brasilianische SIM-Karte zulegten. Allerdings muss man wissen, dass ein Brasilianer einem die Karte freischalten muss (jeder Brasilianer hat einen persönlichen PIN von der Regierung zugesendet bekommen. Touristen können die normalen SIM-Karten nicht einfach verwenden).
Eine schöne Gelegenheit den Abend nach einem gelungenen Behandlungstag ausklingen zu lassen ist ein Kinobesuch in einem der nahgelegenen Shoppingcenter (z.B. Riomar oder Boa Vista). Hier laufen die Filme zu bestimmten Vorführungszeiten in Originalsprache.
Zu guter Letzt wollen wir uns bei allen Personen bedanken, die uns diese Reise überhaupt erst ermöglicht haben, an erster Stelle die Organisation „Zahnärztliches Hilfsprojekt Brasilien e.V.“ (Fallstr. 43 81369 München / www.zhb-online-de).
Ein besonderer Dank gilt zudem den Firmen Coltène, Gebr. Brasseler GmbH & Co (Komet dental), Voco, Alpro Medical GmbH, zahnimarkt (Komposite der Firma Cavex) und Hu-Friedy Group. Vielen Dank für Ihre großzügigen Spenden, die vor Ort dringend benötigt wurden und uns vieles erleichtert haben.
In unserer kurzen Zeit in Brasilien haben wir nur positive Erfahrungen sammeln und Leute kennenlernen dürfen, die wir nicht mehr missen wollen. Jeder der mit dem Gedanken spielt, eine Auslandsfamulatur in Brasilien zu machen, sollte sich dieses Projekt also genauer anschauen!
Obrigada Brasil!
Nora und Julia
Von Nora und Julia (Universität Tübingen), in Brasilien
Zeitraum: Sommer 2023
Ansprechpartner/Organisation:
Oral Health Foundation Rwanda
www.rwandadentist.org
info@rwandadentist.org
Fachschaft Hannover, Medizinische Hochschule Hannover
www.zahnmedizin.mhh-asta.de
fachgruppezm@mhh-asta.de
Im ostafrikanischen Ruanda leiden über 60 % der Kinder unter Zahnschmerzen, bei Erwachsenen sehen diese Zahlen aufgrund von Unfällen und Krankheiten (z.B. AIDS, Malaria, Mundhöhlenkrebs) noch dramatischer aus. Durch die urbane Ballung des zahnmedizinischen Fachpersonals in der Hauptstadt Kigali ist eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gering bis nicht gewährleistet. Die Situation wird dadurch erschwert, dass die finanziellen Mittel der größtenteils armen Landbevölkerung eingeschränkt sind.
Wir, eine Gruppe von Zahnmedizinstudierenden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), wollten ein Famulatur-Projekt an unserer Universität etablieren, um der ländlichen Bevölkerung Ruandas zu helfen. Um dieses Projekt realisieren zu können, begaben wir uns auf die Suche nach einem starken Kooperationspartner. Diesen fanden wir in der „Oral Health Foundation Rwanda“.
Die „Oral Health Foundation Rwanda“ ist eine im Jahre 2006 gegründete niederländische Hilfsorganisation. Ziel der NGO ist es, den Ausbau der zahnärztlichen Infrastruktur in Ruanda zu fördern, die allgemeine und orale Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern sowie die Präzedenz von Karies und anderer oraler Erkrankungen zu senken. Die Arbeit der OHFR umfasst dabei neben der zahnmedizinischen Behandlung von bedürftigen Menschen zusätzlich Präventionsprogramme an lokalen Schulen.
Das Projekt vor Ort fand vom 09. bis 20. September 2019 statt.
Am ersten Tag trafen sich die 11 mitgereisten Studierenden der Medizinischen Hochschule Hannover, das Team aus 8 lokalen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie der Begründer der OHFR, Christiaan van Es, zu einer Einführungsveranstaltung in Kigali. In diesem Rahmen wurden die Organisation des Projektes, die theoretischen Grundlagen der lokalen Arbeitsmethoden sowie die ortspezifischen Gepflogenheiten erörtert. Des Weiteren erfolgte ein persönlicher Austausch im Team.
Vom 10. bis 13. September fand das erste Dental Camp im Krankenhaus von Remera-Rukoma statt. In der 2012 gegründeten Zahnklinik des Krankenhauses konnten die Patienten unter Anleitung und in Zusammenarbeit mit den lokalen Zahnärztinnen und Zahnärzten durch die deutschen Studierenden adäquat versorgt werden. Um der Masse an Patienten Herr zu werden, teilte sich das Team in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe führte ein initiales Screening durch, in welchem die Art der Versorgung festgelegt wurde, um eine fachlich korrekte Behandlung der Patienten zu gewährleisten. Darauffolgend konnte die zweite Gruppe die vorher geplante Behandlung durchführen und auf diese Weise die Effizienz um ein Vielfaches steigern. Vor dem täglichen Behandlungsstart wurde zudem für alle Patienten eine Präsentation im Rahmen des „Dental Prevention Programs (DPP)“ gehalten, in welcher die Grundlagen der Mundhygiene und des Zähneputzens erklärt wurden.
Weitere Behandlungen erfolgten vom 16. bis 17. September im Krankenhaus von Nyamata. Hier konnten wir das Erfolgskonzept aus Remera-Rukoma ein weiteres Mal anwenden. Außerdem besuchten wir dort die Genozid Gedenkstätte und konnten so einen tiefen Eindruck in die Geschichte des Landes gewinnen.
Mittwoch, den 18. September, nutzen wir, um die „Little Angel School“ in Kigali zu besuchen. Wir wurden dort sehr warmherzig mit Gesang und Tanz begrüßt. Anschließend wurden die rund 150 Kinder von uns ausführlich in der richtigen Art des Zähneputzens unterrichtet und in den Klassen ein persönliches Screening durchgeführt. Am Anschluss des Screenings bekam jedes Kind eine Zahnbürste sowie Zahnpasta.
In Zahlen ausgedrückt konnten in der kurzen Zeit vor Ort 2174 Patienten behandelt werden. Die Behandlung umfasste 1475 Extraktionen, 42 Füllungen und 211 Scalings. Desweitern wurden 202 Beratungen und 244 Überweisungen and Zahnkliniken durchgeführt. Zudem erhielt jeder Patient eine neue Zahnbürste, Zahnpasta sowie Schmerzmedikation und ggf. ein Antibiotikum.
Die freie Zeit zwischen den Behandlungstagen nutzen wir als Gruppe, um das Land und dessen Kultur näher kennenzulernen. So fuhren wir gemeinsam am Samstag, den 14. September, in den Akagera Nationalpark. Am Donnerstag, den 19. September, befassten wir uns umfassend mit der Geschichte des Landes. Wir besuchten das Kigali Genocide Memorial, in welchem die Vorgeschichte, der Genozid Anfang der 1990er Jahre, der Wiederaufbau sowie die Gedenkkkultur in umfassendem Masse aufgearbeitet wurden.
In den zwei Wochen des Projektes fand ein reger Austausch zwischen den deutschen Studierenden und den ruandischen Zahnärztinnen und Zahnärzten statt, von welchem beide Seiten überaus profitieren konnten. Wir konnten zahnmedizinische Versorgung in finanziell schwache Regionen bringen und so vielen Menschen helfen. Darüber hinaus sammelten wir einen reichen Schatz an Erfahrungen und Eindrücken, die wir zurück mit nach Deutschland nehmen.
Wir sind sehr dankbar für diese Zeit und hoffen, dass sich dieses Projekt in den nächsten Jahren weiter positiv entwickeln wird. Einen besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle noch an den Alumni Verein der MHH, Pluradent, der Firma Hörmann und allen weiteren Unterstützern ausdrücken.
Ansprechpartner/ Organisation:
Nachdem ich im letzten Jahr mit „Dentists for Africa“ nach Kenia gereist bin, haben mich auch in diesem Jahr das Reisefieber und der Wunsch, im Ausland zahnärztlich tätig zu werden, gepackt.
Nach einigen Überlegungen habe ich mich dann im Januar an die Organisation „Dental Volunteers“ gewandt und dort nachgefragt, ob denn noch kurzfristig eine Möglichkeit bestünde, einen Famulaturplatz zu bekommen.
Ich bekam auch direkt eine Antwort, dass ich die Gelegenheit hätte, entweder nach Algerien in ein großes Flüchtlingslager oder nach Ghana zu reisen. Ich habe mich, da ich Afrika im letzten Jahr sehr zu schätzen gelernt habe, für Ghana entschieden. Als kleiner Staat in Ostafrika mit vielfältiger Natur, einer stabilen politischen Lage im Inland, keine überschießenden Ansteckungsraten diverser Infektionskrankheiten und eine interessante und herzliche Bevölkerung, bot Ghana eine reizvolle Mischung, die ich gerne entdecken wollte.
Ghana war zu dem Zeitpunkt quasi das Pilotprojekt der „Dental Volunteers“. Bisher war die Organisation selbst nur einmal dort, um die Möglichkeiten vor Ort und den Behandlungsbedarf der Bevölkerung in Erfahrung zu bringen. Auch Zahnärzte anderer Organisationen aus Deutschland, mit denen die „Dental Volunteers“ Kooperationen anstrebt, waren vorher schon einmal dort.
Vier weitere Studentinnen der Zahnmedizin und ich waren daher sozusagen die ersten Famulantinnen im Namen der Organisation, die in Ghana verschiedene Stationen anfahren und dadurch der Bevölkerung Möglichkeiten zur Behandlung vermitteln sollten.
Anfang August ging es dann für mich und zwei weitere Studentinnen aus Marburg von Frankfurt aus los nach Ghana. Wir sind zuerst nach Casablanca und von Casablanca aus weiter nach Accra geflogen.
In Accra wurden wir dann von zwei weiteren Studentinnen aus Kiel, welche schon ein paar Tage früher nach Accra geflogen sind, und Annette, die Tochter von Rose Sekhov, morgens vom Flughafen abgeholt. Rose Sekhov ist im Gebiet Accra sehr bekannt, da sie einen einen eigenen Verein von Kiel aus leitet, welcher regelmäßig Praktikanten und Freiwillige nach Ghana vermittelt. Sie besitzt ein Haus in der Nähe von Accra, in dem die Freiwilligen während der Zeit ihres Praktikums unterkommen können.
Wir wurden dann erst einmal in das Haus von Rose gebracht, um uns dort etwas von unserer langen Reise erholen zu können.
Unsere Erholungsphase hielten wir jedoch kurz, da wir am gleichen Tag nochmal nach Accra gefahren sind, um diverse Sachen wie Watterollen und Anästhesie für die kommenden Behandlungen kaufen zu können.
Auch haben wir am gleichen Tag noch in einer Schule in direkter Nachbarschaft mehr als 30 Schulkinder gescreent, da im September noch weitere Famulanten nach Ghana kommen werden und dann die Schulkinder behandeln möchten. Die meisten Schulkinder waren vorher noch nie beim Zahnarzt, waren aber sehr aufgeschlossen gegenüber des Screenings und einer eventuellen zahnärztlichen Behandlung. Viele Kinder litten bereits unter starken Zahnschmerzen und benötigten dringend eine Füllung oder eventuell eine Extraktion. Wir hatten daher für jedes Schulkind eine Karteikarte angelegt und darauf vermerkt, welchen Behandlungsbedarf das gescreente Kind hat, damit die kommenden Dental Volunteers mit der dringend benötigten Behandlung direkt starten können.
Danach war der erste Tag in Ghana für uns vorüber und wir bereiteten uns auf die lange Reise am nächsten Tag vor. Die erste Station, die wir in Ghana anfahren sollten, war das West Gonja Hospital in Damongo. Wir wurden am zweiten Tag von einem Fahrer des Krankenhauses abgeholt und mit dem Auto ins 15 Stunden entfernte Damongo gebracht. Da wir sehr spät am Abend dort angekommen sind, konnten wir uns erst am nächsten Tag um die anfallende Arbeit kümmern.
Am nächsten Tag wurden wir zuerst zu einem Gespräch mit dem Administrator des Krankenhauses gebeten, welcher uns in aller Form in Damongo begrüßte. Er stellte uns direkt Mary Grace vor, welche die Dental Unit leitet, wenn keine Zahnärzte aus Deutschland zu Besuch sind. In dieser Zeit macht Mary Grace alle zahnärztlichen Behandlungen wie Füllungen und Extraktionen komplett alleine. Daher war auch sie sehr froh, nun tatkräftige Unterstützung aus Deutschland zu haben und hieß uns alle herzlich willkommen. Sie führte uns zuerst durch das gesamte Krankenhaus und stellte uns auch allen Mitarbeitern, die uns unterwegs begegnet sind, vor. Es wurde auch kräftig die Werbetrommel gerührt, dass nun ein paar Studentinnen aus Deutschland die nächsten Tage hier sind und für die Zeit alle zahnärztlichen Behandlungen übernehmen. An der Pinnwand des Klinikums hing sogar ein Flyer, welcher unseren Besuch ankündigte.
Zu allerletzt zeigte uns Mary Grace unseren Arbeitsplatz für die kommenden Tage. Die Dental Unit bestand aus einem großen Raum mit einem Behandlungsbett für die Patienten und jeder Menge Zubehör wie ein Mikromotor für die Winkelstücke und Extraktionsbesteck. Auch Möglichkeiten zur Desinfektion der benutzen Instrumente gab es ausreichend.
Im Nachbarraum war sozusagen das Büro der Dental Unit, jedoch konnte auch hier eine Behandlungsliege bei Bedarf hinzugefügt werden. Wir begannen damit, zuerst einmal die aus Deutschland mitgebrachten Spenden zu sortieren, welche in Damongo bleiben können und welche Spenden zu einer anderen Station gebracht werden sollen. Wir haben Unmengen von Spenden aus Deutschland mitbringen können, darunter viele Tuben Zahnpasta, Zahnbürsten, Material für Füllungen und Instrumente für Extraktionen. Sogar diverse Winkelstücke und Handstücke befanden sich unter den Spenden.
Es fanden sich auch langsam die ersten Patienten an unserem ersten Tag ein und so kam es, dass wir die ersten Füllungen und die ersten Extraktionen durchgeführt haben. Gleich unsere erste Extraktion war etwas schwieriger, da wir eine Hemisektion an einem Molaren durchführen mussten, um ihn bestmöglich entfernen zu können. Doch auch diese schwierigere und etwas langwierigere Extraktion konnten wir gut meistern und der Patient ging zufrieden nach Hause.
Die folgende Zeit in Damongo haben wir hauptsächlich mit Extraktionen, Füllungen und Zahnreinigungen verbracht. Einiges kannten wir schon von unseren universitären Behandlungen her und konnten vieles davon auch sehr gut umsetzen. Schwierigere Fälle wiederum haben wir untereinander abgesprochen und uns gegenseitig beraten, wie man am besten den Patient versorgen könnte.
Aber jede Behandlung war immer wieder etwas Neues und ein interessanter Fall. Sei es Patienten mit einer sehr ausgeprägten chronischen Parodontitis oder Patienten, die dringend eine Extraktion benötigten, diese jedoch ablehnten und lieber Medikamente haben wollten. Den Patienten eindeutig darzulegen, dass Medikamente nur eine temporäre Lösung sind und es auf lange Sicht irgendwann auf eine Extraktion hinauslaufen wird, war manchmal sehr schwierig. Viele Patienten hatten Angst vor der Extraktion oder sie wollten aus ästhetischen Gründen den Zahn nicht verlieren.
Für mich persönlich waren die interessantesten Fälle die Extraktionen, da diese sehr vielfältig und immer wieder eine neue Herausforderung für uns waren. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir auch ein Patient, der wegen einer Zahnreinigung kam und nicht wollte, dass sein Frontzahn gezogen wird, obwohl dieser schon sehr wackelte. Er bat mich, ihm irgendwie zu helfen, da diesen Zahn aus ästhetischen Gründen nicht verlieren wollte. Letztendlich haben wir ihm in einer Behandlung den Zahn mit den Nachbarzähnen verblockt, um den Zahn vorläufig zu stabilisieren. Jedoch mussten wir den Patienten aufklären, dass ihm der Zahn doch verloren gehen könnte und dies eventuell keine Dauerlösung ist. Er war uns aber sehr dankbar, dass wir für ihn zumindest eine temporäre Lösung gefunden haben und er den Zahn vorerst behalten konnte.
Neben den Patientenbehandlungen wollten wir uns die Gegend um Damongo anschauen und unsere Freizeit am Wochenende etwas nutzen. Damongo liegt in der Nähe des Mole Nationalparks, welcher der größte Nationalpark in Ghana ist. Des Weiteren ist er dafür bekannt, dass die Safari dort etwas preisgünstiger und daher auch gut für den studentischen Geldbeutel geeignet ist. Am Wochenende verbrachten wir die Zeit dort und haben uns auf Safari diverse Tierarten wie Elefanten, Affen, Antilopen und viele Vogelarten anschauen können.
Ich habe auch mal einen Tag die Kinderstation des Krankenhauses besucht und ich wollte dort Kuscheltiere für die erkrankten Kinder überreichen. Leider hatte das Krankenhaus keine finanziellen Möglichkeiten, einen Spielraum für die Kinder zu errichten, in dem ich das Spielzeug hätte platzieren können. Jedoch hatte ich die Chance, jedem Kind ein Kuscheltier direkt schenken zu dürfen und ihm zumindest während des Aufenthalts eine kleine Freude zu machen.
Als weitere Station in Ghana wurde von der Organisation Langbensi vorgeschlagen. Da die Organisation leider selbst diese Station noch nie besucht hat und wir uns somit kein Bild davon machen konnten, was uns eventuell erwartet, war es mir etwas zu heikel, dorthin zu fahren und ich bin vorzeitig wieder nach Deutschland abgereist.
Mein generelles Fazit nach meiner Abreise ist daher, dass es sehr wichtig ist, sich die Organisation, mit der man seine Famulatur plant, genau auszusuchen und exakt nachzuhaken, was definitiv für den Aufenthalt geplant ist und wo genau man überall hinreisen wird.
Des Weiteren ist es wichtig, dass die Organisation plant und dafür sorgt, dass man vom Flughafen abgeholt wird, dass eine vernünftige Unterkunft zur Verfügung steht, dass ein Ansprechpartner vor Ort ist und dass man als Famulant weiß, wie man am Ende des Aufenthalts auch wieder sicher zum Flughafen kommt. Letztes Jahr mit „Dentists for Africa“ waren all diese Voraussetzungen erfüllt, dieses Jahr leider von seitens der Organisation nicht. Prinzipiell fährt man ja auch mit einer deutschen Organisation, um diese Art von Unterstützung zu bekommen.
Auch finde ich es persönlich wichtig, dass man sich die Zeit nimmt und die anderen Studenten, mit denen man die Famulatur antritt, vor der Abreise intensiv kennenlernt. Sei es durch mehrere Telefonate oder durch persönliche Treffen, falls dies aufgrund der Distanz möglich ist.
Letztes Jahr habe ich vor meiner Famulatur in Kenia mit der anderen Studentin aus Würzburg sehr viel telefoniert, damit wir schauen konnten, ob wir ungefähr auf einer Wellenlänge sind und auch die drei Wochen zusammen schaffen werden. Letztendlich haben wir das zusammen gut hinbekommen, da wir uns in jeder Situation aufeinander verlassen konnten.
Es reicht im Endeffekt leider nicht aus, nur aufgrund von Nachrichten zu kommunizieren, denn dadurch lernt man sich nicht kennen und erlebt eventuell böse Überraschungen. Von daher empfehle ich, diesen Punkt wirklich ernst zu nehmen. Es ist auch oftmals besser, mit Personen zu reisen, die man vorher schon kennt.
Es ist auch von Vorteil, wenn man nicht unbedingt in einer großen Gruppe eine Famulatur antritt. In Ghana waren wir zu fünft und das waren definitiv mindestens zwei Studenten zu viel in einem Behandlungsraum. Es ist generell in Ordnung, wenn die Organisation mehrere Studenten in ein Land schickt, doch wäre es für alle Beteiligten besser und lehrreicher, wenn man auf die verschiedenen Stationen aufgeteilt werden würde. Sei es letztendlich, dass am Beispiel von Ghana zwei oder drei Personen in Accra sind und zwei Personen in Damongo behandeln. Während des Aufenthalts kann man sich immer noch untereinander absprechen, ob man mal die Stationen tauschen möchte oder ganz woanders hingeht.
Für mich war es aber trotz dieser Erfahrungen wieder ein besonderes Erlebnis, nach Afrika zu reisen. Es ist sehr interessant und lehrreich, andere Kulturen kennenzulernen und vor allem im zahnmedizinischen Bereich neue Erfahrungen zu sammeln. Die Behandlungen in Afrika laufen unter ganz anderen Umständen ab als die Behandlungen in Deutschland. Man muss mit viel weniger auskommen als man von den Behandlungen in Deutschland gewohnt ist, sei es Material, Strom, Zeit oder auch Hygiene.
In Ghana selbst herrschte auch ein enorm großer Behandlungsbedarf. Viele Patienten waren noch nie beim Zahnarzt oder schon sehr lange nicht mehr in einer Behandlung. Sie kommen mit großen Schmerzen in die Dental Unit und hoffen auf eine schnelle Linderung der Schmerzen, was nicht immer möglich war. Viele Patienten hatten dann auch Angst vor der Behandlung und sind dann nach Hause gegangen in der Hoffnung, noch größeren Schmerzen zu entkommen. Auch Gespräche, dass eine Behandlung in der momentanen Situation wichtig und dringend notwendig ist, waren nicht immer von Erfolg gekrönt.
Die Arbeit in Ghana war daher nicht immer einfach, aber es war für uns mit Sicherheit eine unvergessliche Zeit. Wir sammelten wundervolle und neue Eindrücke und erlebten unvergessliche Momente.
Ich bin mir sicher, spätestens nach meinem Examen wieder nach Afrika zurückzukehren und neue Erfahrungen zu sammeln.
Von Kristin Kautsch (Universität Göttingen), in Ghana
Zeitraum: 2017
Ansprechpartner/ Organisation:
Als ich meinen Koffer Mitte September packte, wusste ich nicht, was mich auf meiner Reise nach Kenia erwarten würde. Gemeinsam mit Kathinka, einer Zahnmedizinstudentin aus Würzburg, und Dr. Ulrich Niemer aus Münster machte ich mich auf den langen Weg nach Kenia. Organisiert wurde unser Aufenthalt von der Organisation „Dentists for Africa“.
Allgemein betreibt die Hilfsorganisation in Kenia mehrere Zahnstationen, um die zahnmedizinische Versorgung der dort lebenden Bevölkerung zu verbessern. In den Zahnstationen arbeitet einheimisches Personal, welches regelmäßig von deutschen Einsatzleistenden unterstützt wird. Die Organisation setzt sich jedoch nicht nur für die Zahngesundheit der kenianischen Bevölkerung ein, sondern betreut auch mehrere soziale Projekte. Dazu gehört zum einen das Witwendorf, in dem von der Aids-Epidemie betroffene Witwen in selbstbestimmtes Leben führen können. Dies beinhaltet, dass die Witwen Schmuck und Taschen eigenhändig anfertigen und dieser dann mit nach Deutschland genommen und dort über die Organisation verkauft werden. Das dabei verdiente Geld geht wieder an die Witwen zurück. Zum anderen besteht die Möglichkeit, über die Organisation Patenschaften für ein Kind zu übernehmen und für die schulische und eventuell universitäre Ausbildung aufzukommen. Ein Treffen mit dem Patenkind wird auch jederzeit ermöglicht.
Insbesondere steht bei der Organisation die Nachhaltigkeit im Fokus. Unter diesen Punkt fällt die Förderung einer zahnmedizinischen Ausbildung von Waisenkindern, die gerne in dieser Sparte arbeiten möchten. Dadurch wird ermöglicht, dass die Zahnstationen nach und nach komplett in kenianische Hände übergehen.
Der Flug nach Kenia war für alle Beteiligten sehr beschwerlich. Wir sind von Frankfurt/ Main nach Addis Abeba, von Addis Abeba nach Nairobi und abschließend von Nairobi nach Kisumu geflogen. Von dort aus wurden von einem Fahrer der Organisation abgeholt und ins eine Stunde entfernte Dorf Nyabondo zu unserem Gästehaus gebracht. Mit Flug und Fahrt nach Nyabondo war ich fast 24 Stunden unterwegs und auch dementsprechend müde. Doch am nächsten Tag ging es für uns schon mit dem Arbeitsalltag los.
An unserem ersten Arbeitstag verschafften wir uns einen Überblick über das Krankenhaus und unseren Arbeitsplatz, die Dental Unit. Das anfängliche Durcheinander und die vielen Materialien, welche diverse Zahnärzte immer mal wieder aus Deutschland mitgebracht haben, überforderten uns etwas. Aber nach und nach machten wir Ordnung, wir warfen alte Materialien weg und säuberten unseren Arbeitsplatz.
Unsere Dental Unit war einfach, aber sehr gut ausgestattet. Es existieren zwei Sprechzimmer. Im ersten Sprechzimmer werden auf einem Pumpstuhl die Zahnreinigungen und die Zahnextraktionen durchgeführt und im zweiten Sprechzimmer diverse Behandlungen wie Füllungen aus Kunststoff und Amalgam oder Wurzelkanalbehandlungen. Ein paar Meter weiter befindet sich ein kleines Zahntechniklabor, in welchem Interimsprothesen oder komplette Totalprothesen hergestellt werden.
Das Team der Dental Unit in Nyabondo besteht aus Alex, der Oral Health Officer (OHO), Beatrice, einer Zahnarzthelferin und Dominic, dem Zahntechniker.
Ein OHO absolviert ein verkürztes Studium der Zahnmedizin, was ihn dazu berechtigt, Füllungen zu legen oder Zähne zu ziehen. Alex ist sehr geschickt in seinem Handwerk und für mich persönlich, war es eine Bereicherung, von ihm die Zahnextraktionen zu erlernen.
Dominic war neben der Herstellung der zahntechnischen Arbeiten dafür zuständig, die Schulen bezüglich der Behandlungen zu kontaktieren und einzuladen oder zur der Schule zu fahren und die Schüler zu untersuchen und zu schauen, welche Behandlungen benötigt werden. Die Eltern der Schulkinder füllen dann eine Art Erlaubnis für die Behandlung aus und die Schüler werden dann umsonst von dem Verein behandelt
Gleich schon am ersten Tag kam schon eine Schulklasse zur Behandlung zu uns und dies zog sich dann die kompletten zwei Wochen in Nyabondo durch. Die ersten Tage habe ich bei Dr. Niemer bei den Füllungen assistiert, danach war ich zuständig für die Zahnreinigungen und Zahnextraktionen bei den Schülern. Zwischendrin kamen auch sehr viele Schmerzpatienten für eine Zahnextraktion. Insgesamt habe ich in den zwei Wochen in Nyabondo um die 100 Zähne gezogen.
Es haben sich generell sehr viele Patienten in Nyabondo für eine Extraktion entschieden. Zum einen, weil das Bewusstsein für die eigenen Zähne und die Wichtigkeit des Erhalts der eigenen Zähne noch nicht so geschärft ist wie beispielsweise in Deutschland und zum anderen, weil eine Zahnextraktion meist immer die günstigere Alternative ist. Eine Zahnextraktion kostet umgerechnet drei Euro, eine Füllung so zwischen fünf und sieben Euro je nach Füllmaterial. Das Teuerste ist die Wurzelkanalbehandlung, welche daher sehr selten gemacht wird. Auch wurden während unserer Anwesenheit regelmäßige zahntechnische Arbeiten wie eine Interimsprothese hergestellt, welche meist einen oder mehrere Zähne ersetzen sollten. Wollen junge Kenianer beispielsweise zum Militär, so müssen alle 28 Zähne vorhanden sein. Wurde allerdings schon vorher ein Zahn gezogen, so muss er durch eine Prothese ersetzt werden.
Es kam öfters während der Behandlung vor, dass der Strom oder die selbstgebaute Absaugung ausfiel. Es war uns auch nicht möglich, die Hygienevorschriften, wie wir sie aus Deutschland kennen, einzuhalten. Doch glücklicherweise haben wir für jede Situation eine Lösung gefunden oder wir haben einfach abgewartet, bis der Strom wieder funktionierte. Genau solche unvorhersehbaren Dinge stellen zwar eine zusätzliche Herausforderung dar, machen die Arbeit in Kenia jedoch unvergesslich.
An einem Tag fuhren wir zu einer Schule außerhalb von Nyabondo, um die Untersuchungen im Freien durchzuführen. Schon als wir mit unserem Auto die Schule passierte, kamen uns lachend und winkend viele Kinder zur Begrüßung entgegen. Dominic hielt eine kleine Einführungsrede zusammen mit Prophylaxeunterricht und anschließend erhoben wir bei den Kindern den Befund. Es war bewundernswert, wie geduldig die Kinder in einer Reihe standen und auf ihre Untersuchung warteten, obwohl die Sonne stark schien und es sehr heiß war. Die Mundhygiene bei den Schülern war unterschiedlich gut. Viele hatten starke Fluorose, harte Beläge auf den Zähnen und tiefe Karies. Andere Kinder wiederum hatten eine sehr gute Mundhygiene.
Die ersten zwei Wochen in Nyabondo vergingen für uns wie im Fluge. Samstags verließen wir dann die dortige Zahnstation und machten einen Ausflug zur Masai Mara. Dies ist ein großes Naturschutzgebiet in Kenia. Vor einigen Jahren hat dort ein US-Amerikaner eine Lodge für Touristen gebaut und er bietet seitdem neben Unterkunft auch Fahrten durch dieses Naturschutzgebiet an.
Wir übernachteten von Samstag auf Sonntag dort und sind an beiden Tagen mit einem Fahrer Richtung Park gefahren. Wir konnten uns Tiere wie Löwen, Giraffen, Zebras und Elefanten anschauen. Nachts haben wir in den Zelten der Lodge geschlafen. Ein Masai erzählte uns, dass es öfters vorkommt, dass sich ein Löwe aus dem Naturschutzgebiet zur Lodge verirrt, weil die Unterkunft nicht eingezäunt ist. Glücklicherweise ist uns aber nachts kein Löwe begegnet.
Sonntags fuhren wir dann zu unserer letzten Station nach Asumbi und blieben dort eine Woche, dort um die Schulkinder und die Schmerzpatienten zu behandeln.
Wir wohnten auch hier auf dem Gelände des Krankenhauses, welches wie in Nyabondo von Franziskaner-Nonnen geleitet wurde. Die Nonnen waren sehr herzlich und sehr bemüht. Sie statteten uns morgens und abends einen Besuch ab und wollten, dass wir uns jederzeit wohl bei ihnen fühlten und uns an nichts fehlt.
Geleitet wurde diese Zahnstation von der Zahntechnikerin Gladys, welche zuständig ist für diverse Prothesen, aber auch für Zahnextraktionen und Füllungen. Unterstützt wird sie dabei von der Helferin Tabitha, welche sich unter anderem um die Sterilisation der Instrumente kümmert.
Kathinka und ich waren dann abwechselnd entweder bei Dr. Niemer als Assistenz oder wir halfen Gladys bei den Zahnextraktionen.
Generell war es in Asumbi von der Patientenzahl sehr ruhig, da es sehr abgelegen ist. Das nächste etwas größere Dorf war eine halbe Stunde mit dem Motorrad entfernt. Wir hatten aus dem Grund in Asumbi weitaus weniger zu tun als in Nyabondo.
Natürlich hatte das Arbeiten in Kenia neben den hygienischen Umständen oder fehlendem Strom auch weitere ungewohnte Schattenseiten. In Nyabondo verlief das Arbeiten sehr ruhig und ohne größere Probleme. In Asumbi aber kam am letzten Arbeitstag eine Lehrerin der nächstgelegenen Schule und brachte eine sechsjährige Schülerin mit, welche einen unteren Frontzahn gezogen bekommen musste. Das Mädchen hatte große Angst vor der Spritze und vor der Zange, sodass sie schrie und zappelte. Daraufhin wurde sie von der Zahntechnikerin festgehalten und vor meinen Augen fing die Lehrerin auf das Mädchen einzuschlagen. Da mein Eingriff in die Situation ignoriert wurde, wollte ich den Vater des Mädchens dazu holen. Der Vater war aber sehr desinteressiert und er meinte zu mir, dass es ihn nicht kümmert, was mit seiner Tochter passiert. Wir sollten den Zahn ziehen, egal unter welchen Umständen. Dies war eine sehr schockierende Erfahrung für mich, über die ich sehr viel nachdenken musste.
Am gleichen Tag, nachdem wir alle Schulkinder und Patienten versorgt hatten, verließen wir schon Asumbi in Richtung Kisumu und samstags ging auch schon unser langer Flug nach Deutschland zurück
Es war für mich etwas ganz Besonderes, in die afrikanische Kultur einzutauchen. Die Menschen in Afrika haben eine ganz andere Mentalität und Lebenskultur. Sie leben nicht nach der Uhr, sondern mit der Zeit. So etwas wie Stress oder Zeitdruck gibt es dort nicht. Unsere Geduld wurde deswegen öfters mal auf die Probe gestellt, da unsere deutsche Mentalität in punkto Pünktlichkeit tief in uns verwurzelt ist. Doch die Geduld und das Warten haben sich immer gelohnt. Wir bekamen immer als Antwort „Hakuna Matata“ (kein Problem) und so in bisschen „Hakuna Matata“ im Leben tut auch immer gut.
Auch die Gastfreundschaft und die Offenheit der Menschen bereiteten uns große Freude. Wir wurden immer und überall eingeladen, eine Tasse Kaffee oder eine Cola mitzutrinken. Oder von einem befreundeten Priester wurden wir für die letzte Nacht in Kenia in sein Haus eingeladen und er engagierte einen Catering-Service, welcher uns verpflegen soll. Wir waren sehr ergriffen von der Herzlichkeit und Freundlichkeit der Menschen.
Trotz der großen Armut, die wir in Kenia sahen und miterlebten, strahlten die Menschen dort soviel Lebensfreude aus und waren uns gegenüber sehr freundlich und aufgeschlossen.
Die Arbeit in Kenia war nicht immer einfach und wir mussten auf vieles verzichten, aber es war für uns eine unvergessliche Zeit. Wir sammelten wundervolle Eindrücke, schlossen neue Freundschaften und erlebten unvergessliche Momente. Ganz bestimmt war dies nicht mein letzter Aufenthalt in Afrika.
Von Kristin Kautsch (Universität Göttingen), in Kenia
Zeitraum: September 2016
Gegen Ende des achten Semesters kam mir zum ersten Mal die Idee eine
Auslandsfamulatur zu absolvieren. Nach längerer Suche stieß ich Anfang 2017 auf die Website des Vereins Zahnärzte helfen e.V. welcher Projekte im heiligen Tal der Inkas im Süden Perus unterstützt und dabei mit dem peruanischen Verein „Corazones para Peru“ kooperiert. Nach einem Gespräch mit dem Vorsitzenden Dr. Norbert Reiß schickte ich ihm meine Bewerbung und erhielt einen Platz für April 2018. In den folgenden Monaten sammelte ich Spenden und kümmerte mich um Flüge,Unterkünfte etc. Für einen Aufenthalt unter 90 Tage in Peru ist kein Visum
erforderlich. Man sollte sich aber spätestens 10 Tage vor Abreise aus Deutschland gegen Gelbfieber impfen lassen.
Ansprechpartnerin vor Ort war die Zahnärztin Doctora Brithz Silvera die uns bei einem Treffen im Büro des Vereins den grundlegenden Ablauf der Famulatur erklärte und uns während unseres Einsatzes mit Rat und Tat zur Seite stand. In der Umgebung von Urubamba unterhält „Corazones para Peru“ mehrere Gesundheitsstationen, sogenannte Postas, deren Schwerpunkt auf der Kinderbehandlung liegt. Während meiner Famulatur arbeitete ich im Kinderdorf Munaychay, in Huilloc und in den weiter entfernten Orten Chaullaccocha und Chopani. Diese waren nur nach mehrstündiger Fahrt dank eines zur Verfügung gestellten Allradfahrzeuges zu erreichen, da die Straßenverhältnisse in Peru mitunter zu den weltweit schlechtesten zählen. Zusätzlich gab es noch eine mobile Einheit in Yanahuara und einen zur mobilen Gesundheitsstation umgebauten LKW der Gemeinde Ollantaytambo.
Die Stationen sind grundsätzlich gut ausgestattet und haben alles was man für die meisten zahnärztlichen Behandlungen braucht. Eine Ausstattung wie in Deutschland darf man aber nicht erwarten. Wurzelkanalbehandlungen waren beispielsweise nur in Huilloc möglich, da es nur hier ein funktionierendes Röntgengerät gab.
Bei den meisten Patienten fand man einen schlechten Gebisszustand vor. Oft hatten Zähne tiefe Läsionen oder waren komplett zerstört. Dies gab mir und meinen Kollegen die Möglichkeit uns an Gegebenheiten zu versuchen, welche in Deutschland kaum noch vorhanden sind. Oft blieb uns als einziges Mittel zur Linderung der Schmerzen der Patienten nur die Extraktion des betroffenen Zahnes.
Die Kinder klärten wir über die richtige Zahnputztechnik auf, übten diese
mit ihnen ein und führten Fluoridierungen sowie Fissurenversiegelungen durch. Im zuvor erwähnten LKW schauten wir einem peruanischen Zahnarzt über die Schulter. Dieser arbeitete im Gegensatz zu hiesig bekanntem Usus ohne Zahnarzthelferin, auf sich gestellt.
Dr. Reiß war ebenfalls zwei Wochen vor Ort und unternahm mit uns mehrere
Ausflüge in die Umgebung des heiligen Inka-Tals. Auch zu manchen der weiter entfernten Stationen begleitete er uns. An einer konnten wir auch Alpakas in freier Wildbahn erleben, welche sich stur meinen Versuchen sie zu fangen widersetzten.
Sehr freundlich waren auch die Peruaner selbst – so wurde ich in einem kleinen Dorf von Wildfremden zum Essen eingeladen. Die Patienten selbst zeigten sich ebenfalls überaus dankbar für die Behandlungen, obwohl bei den Quechua der Aberglaube vorherrscht, dass die Extraktion eines Zahnes die Schwächung der Lebensenergie darstellt – was die Behandlungen an manchen Stellen etwas verkomplizierte.
Peru ist ein landschaftlich eindrucksvolles und kulturell buntes Land. Zukünftigen Famulanten lege ich gute Spanischkenntnisse und ein paar zahnärztliche Ausdrücke in Quechua ans Herz. Zu beachten ist außerdem, dass das Haupthygieneproblem das Wasser ist. Leitungswasser sollte man daher keinesfalls direkt aus der Leitung trinken, sondern vorher gut abkochen.
Ich möchte mich bei Herrn Dr. Reiß, Frau Doctora Silvera und allen, die mir die tolle Zeit in Peru ermöglicht haben, bedanken. Herzlichen Dank an alle Spender!
Von Philipp Kölbl (Universität München), in Urubamba, Peru
Zeitraum: 01.04.2018 – 30.04.2018