Famulaturbericht | Kambodscha 2023

Wir, Sophia Jasmin und Noemi, haben im März 2023 unsere langersehnte Auslandsfamulatur in Kambodscha gemacht. Kurz vorweg: wir hatten ursprünglich eine andere Famulatur geplant, welche aber aufgrund politischer Unruhen im Land, abgesagt wurde. Deshalb haben wir sehr kurzfristig nach einer Alternative gesucht und haben glücklicherweise eine Zusage der Hilfsorganisation „Cambodia World Family“ in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh erhalten. In Kontakt sind wir mit dem Gründer der Organisation getreten. Dr. Oegle ist ein kanadischer Zahnarzt, der mittlerweile in Australien lebt und gut per E-Mail erreichbar ist. Wir haben vor unserem Einsatz ein Zoom-Meeting gemacht, um die letzten Fragen zu klären. Da unsere Reise nun schon bald beginnen sollte, mussten wir uns in kürzester Zeit (wir hatten noch ziemlich genau einen Monat) um alle wichtigen Vorbereitungen kümmern. Zuallererst haben wir uns in den Impfmarathon gestürzt, um noch rechtzeitig alle Impfungen zu bekommen, die für die Reise notwendig waren. Zu empfehlen wären Impfungen gegen Hepatitis A und B, Tollwut, Typhus, Meningokokken ACWY und B, Japanische Enzephalitis und Cholera.

Unsere Flüge haben wir über die Airline EvaAir gebucht. Wir sind von München aus gestartet und waren ca. 17h mit einem Zwischenstopp in Taipeh (Taiwan) unterwegs. Unser Hinflug hat 580€ inklusive Gepäck gekostet. Bei EvaAir beinhaltete der günstigste Tarif zwei Aufgabegepäckstücke, wodurch wir somit die Spenden in unserem zweiten Gepäckstück transportieren konnten. Wir hatten uns im Vorfeld beim Auswärtigen Amt, bei der Airline und beim kambodschanischen Zoll erkundigt, weil wir unsicher waren, ob wir Anästhesie und Kanülen transportieren können, aber leider sind wir bei unserer Recherche nicht weit gekommen. Der Transport der Spenden war letztendlich zum Glück gar kein Problem und wir haben das gesamte Material mitbringen können. Hier möchten wir uns ganz herzlich bei den verschiedenen Firmen und Depots für ihre großzügigen Spenden und die Unterstützung bei unserem Hilfseinsatz bedanken (Cardex Dental, Dentaurum, HuFriedyGroup, Dentocare, DMG-Dental, GERL.Dental, Ivoclar, Zahnimarkt und Kuraray).

Bezüglich des Visums gibt es verschiedene Möglichkeiten dieses zu erhalten. Wir haben uns für das Visa on Arrival entschieden, welches problemlos funktioniert und keine 15 Minuten gedauert hat. Das Visitor-Visum kostet 30 Dollar und ist 30 Tage gültig. Eine Verlängerung ist ebenfalls möglich. Weitere Informationen erhält man auf der Internetseite der kambodschanischen Botschaft. Dr. Oegle empfahl uns bei dem gemeinsamen Telefonat eine Unterkunft in der Nähe des Russian Markets zu buchen, ca. 10min mit dem TucTuc von der „Cambodia World Family“ entfernt. Vorherige FamulantInnen waren sehr zufrieden in einem Hotel (Queen Mansion) untergekommen, in welchem es auch einen Pool gab. Sehr zu empfehlen bei den Temperaturen. Wir haben uns jedoch für die günstigere Variante entschieden und über Airbnb eine Wohnung gemietet.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, ging es nun endlich los auf unsere Reise nach Kambodscha. Am Flughafen in Phnom Penh angekommen, bestellten wir uns über die Grab- App ein Auto zu unserer Unterkunft. Mittels der Grab-App oder auch der Pass-App kann man einfach, schnell und spontan Tuc Tucs oder Cabs bestellen, die einen zum gewünschten Ziel bringen. Man kommt supergünstig von A nach B und muss nicht lange mit dem Fahrer über die Fahrtkosten diskutieren, da diese von der App berechnet werden. Auch für unsere täglichen Fahrten zur „Cambodia World Family“ riefen wir uns ein Tuc Tuc.

Nach der Ankunft in der Unterkunft machten wir uns erstmal einen Eindruck von der Umgebung und waren beeindruckt von der Vielfalt an Restaurants, Cafés und kleinen Geschäften. Wir haben uns im Laufe der Zeit durch die verschiedenen Köstlichkeiten der Khmer-Küche probiert. Lok Lak, Fish Amok und Sommerrollen gehörten bald zu unseren Leibgerichten, welche uns jetzt schon in unserer heimischen Küche fehlen.

Am ersten Tag der Famulatur brachten wir unser Spendenmaterial zur „Cambodia World Family“ und lernten das Behandlungsteam kennen. Hierbei handelte es sich um Dr. Boran,

einen kambodschanischen Zahnarzt, und einige kambodschanische Zahnarzthelferinnen bzw. Studentinnen, welche uns bei den Behandlungen unterstützten. Sie freuten sich riesig über unsere mitgebrachten Spenden und verstauten sie gleich im Materialraum. Dieser war auch gleichzeitig der Umkleideraum. Hier fanden wir eine bunte Auswahl an Kasaks und Kitteln, welche man bei der Behandlung tragen durfte. Der Behandlungsraum war ein großer Raum mit einer Wartebank und vier Behandlungseinheiten, welche gut funktionierten. An die eine oder andere Macke der Einheiten, wie zum Beispiel einen nicht funktionstüchtigen Knopf oder einen Ausfall der Wasserkühlung, gewöhnten wir uns schnell. Mit ein paar Tricks und der Hilfe unserer Kolleginnen, konnten wir unter guten Bedingungen behandeln. Natürlich mussten wir bezogen auf die Hygiene einige Abstriche machen und konnten dem Hygienekonzept, wie wir es in der Uni gelernt hatten, nicht ganz gerecht werden. Aber natürlich wurde das Bestmögliche versucht und es gab auch einen kleinen Sterilisator, den unsere kambodschanischen Kolleginnen täglich nach der Behandlung anwarfen.

Doch wie genau sah eigentlich ein Behandlungstag in der „Cambodia World Family“ aus? Wir haben täglich (Montag bis Freitag) um 8Uhr angefangen und uns startklar für die Kids gemacht. Die Mitarbeiterinnen der Cambodia World Family hatten bereits die Behandlungsstühle vorbereitet und nun hieß es warten bis die kleinen Patientinnen und Patienten kommen. Da die Kinder und Jugendlichen (6 - 19Jahre) mit ihren Schulklassen kamen, trafen sie zwischen 8 und 9 Uhr zusammen mit einem Lehrer bei uns ein und warteten dann geduldig, bis sie an die Reihe kamen. Sie saßen entweder ruhig auf der Wartebank im Behandlungszimmer oder warteten draußen vor der Tür. Nach und nach behandelten wir so die Kinder: Jeder brachte einen Zettel mit auf dem zu sehen war, was bereits bei dem Kind gemacht wurde und wir notierten anschließend ebenfalls die Behandlung, die wir durchgeführt hatten. Meist wurden die Kinder nicht vollständig fertig behandelt, sondern wir wägten ab was am dringendsten behandelt werden musste, damit so jeder einmal drankam. Wir führten entweder Zahnreinigungen, Füllungen oder Extraktionen durch. Die Kinder konnten bei Bedarf, wenn es für sie möglich war, die Tage oder Wochen drauf wiederkommen und weiterbehandelt werden. Für endodontische Behandlungen wurden die PatientInnen in die Klinik geschickt, da kein Röntgengerät zur Verfügung stand. Es gab auch einige Kinder und Jugendliche, die dringend eine kieferorthopädische Behandlung gebraucht hätten, aber leider war diese aus finanziellen Gründen selten möglich. In seltenen Fällen waren die Gebisse kariesfrei. Dann übten wir nochmal das Zähneputzen oder zeigten unseren PatientInnen wie sie Zahnseide benutzten. Doch leider war das eine Seltenheit. Meist fanden wir tief kariös zerstörte Zähne vor, leider auch häufig bleibende Molaren und Frontzähne. In Kambodscha sind Tees und Fruchtsäfte stark gesüßt und heißbegehrt. So kann man bei einem kalten Softgetränkt zwischen 50% oder 100% Zucker wählen. Auf Nachfrage hin, ob es auch ohne Zucker ginge, gab es ein heftiges Kopfschütteln. Die Erfahrung machten wir als wir in einem Café einen gekühlten Matcha-Tee bestellen wollten. Gerade die Jugendlichen liebten es ihre Getränke in Plastiktüten mit sich herumzutragen oder während der Fahrt an ihren Rollerlenker zu hängen. Morgens, mittags und auch abends nach dem Zähneputzen wurden Süßgetränke konsumiert. Daher die vielen kariösen Zähne, die wir mit diversen Füllungen versuchten zu erhalten. Extraktionen führten wir meist bei Milchzähnen und Wurzelresten durch. Doch auch bleibende Zähne fielen der Zange zum Opfer, wenn sie nicht mehr zu retten waren. Die Kinder und Jugendlichen warteten sehr geduldig, bis sie an die Reihe kamen und waren bei den Behandlungen ausgesprochen tapfer. Wir hatten vorher in der Klinik nur erwachsene Patienten behandelt und waren sehr gespannt, wie es mit den Kids so funktionieren würde. Umso erstaunter waren wir darüber, wie höflich und dankbar die Kinder waren und wie bereitwillig sie sich von uns behandeln ließen. Die Meisten setzten sich auf den Behandlungsstuhl und machten den Mund auf ohne, dass man etwas sagte. Meist konnten sie schon im Grundschulalter gut Englisch sprechen, wodurch die Kommunikation gut möglich war. Wir eigneten uns dennoch die wichtigsten Vokabeln wie zum Beispiel „Mund auf“ oder „Mund zu“ an. Unsere Assistenzen übersetzten alles, damit die Kinder auch nochmal in ihrer Muttersprache genau wussten was passierte. So konnten wir ohne große Kommunikationsprobleme behandeln und konnten die Kinder meist mit einem stolzen Lächeln, dass sie es gut und tapfer geschafft hatten, entlassen. Es war herzzerreißend, wie sie am Ende des Behandlungstages fröhlich winkend in den Schulbussen

davonfuhren. Während der Behandlung lief laut Musik. Sie lenkte die Kinder sowohl vom Lärm der Bohrer als auch von der Behandlung an sich ab und verbreitete zusätzlich gute Laune. Sehr zu empfehlen! :)
Wir behandelten immer nur vormittags. Bis alle Kinder behandelt wurden, war es meist 11 - 12Uhr. So hatte Jede von uns täglich im Schnitt 4 - 7 PatientInnen je nachdem, was so alles gemacht werden musste. Die Behandlungen haben uns sehr viel Spaß gemacht und sowohl menschlich bereichert als auch bezüglich unserer praktischen Fähigkeiten weitergebracht. Häufig war Dr. Boran vor Ort und stand uns bei Fragen und Problemen stets zur Seite und half uns bei den Behandlungen, wenn wir seine Unterstützung brauchten. Das war wirklich klasse! Auch unsere Assistenzen wussten stets gut Bescheid was als Nächstes gemacht wurde und reichten uns das nötige Material an. An den Tagen, an denen Dr. Boran nicht vor Ort sein konnte, konnten wir selbstständig behandeln, da wir zu der Zeit der Famulatur bereits examinierte Zahnärztinnen waren. Grundsätzlich ist es jedoch auch als StudentIn kein Problem in Form mit einer Famulatur die Cambodia World Family zu unterstützen, in diesem Fall sollte jedoch ein Zahnarzt oder eine Zahnärztin ebenfalls vor Ort sein.

Nach der Behandlung sind wir meist erstmal in die Unterkunft gefahren, um uns kurz auszuruhen, da der Großstadttrubel und die Hitze einem zugegebenermaßen doch auch mehr zu schaffen machten als erwartet. Dadurch, dass die Behandlungen nur am Vormittag stattfanden, konnten wir den restlichen Tag gut nutzen, um Phnom Penh zu erkunden. Eine Großstadt hat natürlich so einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten. So besuchten wir beispielsweise das Nationalmuseum, den Königspalast, Wat Phnom und das Genozidmuseum oder machten an einem Abend eine Sunset-Tour auf dem Mekong. Auch auf den verschiedenen Märkten wie dem Russian Market oder dem Night Market gab es einiges zu entdecken und man konnte prima Mitbringsel für Familie und Freunde besorgen. An den Wochenenden machten wir immer Ausflüge, um Kambodscha noch ein wenig zu erkunden. Es gibt sehr gute Busverbindungen in andere Städte doch sind die Fahrten auch für kurze Strecken recht Zeit intensiv. Ein Wochenende fuhren wir nach Kampot und machten eine Tour durch den Nationalpark, wo wir Affen mit Bananen fütterten und verschiedene Tempel sowie Pfefferplantagen und Salzfelder besuchten. An einem anderen Wochenende fuhren wir auf die kambodschanische Insel Koh Rong Samloem, die atemberaubend schön war. Außerdem besuchten wir die kleine Stadt Kep nahe der vietnamesischen Grenze und schliefen eine Nacht in einem Bungalow auf der Insel Koh Tonsay direkt am Meer. Zu guter Letzt beendeten wir unsere Kambodschareise mit einem Besuch in der Stadt Siem Reap und machten eine dreitägige Tempeltour. Angkor Wat bei Sonnenaufgang zu besichtigten war atemberaubend schön und eines der schönsten Erlebnisse unserer Reise. Siem Reap hat einiges zu bieten und man kann dadurch, dass die Stadt kleiner als Phnom Penh ist, gut zu Fuß unterwegs sein.

Zum Abschluss muss noch eine Sache gesagt sein: es ist ein wunderbares Erlebnis und Gefühl zu sehen, wie offenherzig und freundlich die Menschen einen in Kambodscha in Empfang nehmen. Sie haben stets ein Lächeln im Gesicht und sind so positiv, dass einem ganz warm ums Herz wird. Wir sind sehr dankbar und glücklich darüber, dass wir den Kindern ein Lächeln auf die Lippen zaubern durften und zugleich ein wundervolles Land, seine diversen Seiten, die Kultur, Sprache und tolle Menschen kennengelernt haben. Eine Famulatur zu machen können wir euch generell nur wärmstens empfehlen.

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