Famulaturbericht | Ruanda 2019 - Zahnis aus Hannover unterwegs in Ruanda
Ansprechpartner/Organisation:
Oral Health Foundation Rwanda
www.rwandadentist.org
info@rwandadentist.org
Fachschaft Hannover, Medizinische Hochschule Hannover
www.zahnmedizin.mhh-asta.de
fachgruppezm@mhh-asta.de
Im ostafrikanischen Ruanda leiden über 60 % der Kinder unter Zahnschmerzen, bei Erwachsenen sehen diese Zahlen aufgrund von Unfällen und Krankheiten (z.B. AIDS, Malaria, Mundhöhlenkrebs) noch dramatischer aus. Durch die urbane Ballung des zahnmedizinischen Fachpersonals in der Hauptstadt Kigali ist eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gering bis nicht gewährleistet. Die Situation wird dadurch erschwert, dass die finanziellen Mittel der größtenteils armen Landbevölkerung eingeschränkt sind.
Wir, eine Gruppe von Zahnmedizinstudierenden der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), wollten ein Famulatur-Projekt an unserer Universität etablieren, um der ländlichen Bevölkerung Ruandas zu helfen. Um dieses Projekt realisieren zu können, begaben wir uns auf die Suche nach einem starken Kooperationspartner. Diesen fanden wir in der „Oral Health Foundation Rwanda“.
Die „Oral Health Foundation Rwanda“ ist eine im Jahre 2006 gegründete niederländische Hilfsorganisation. Ziel der NGO ist es, den Ausbau der zahnärztlichen Infrastruktur in Ruanda zu fördern, die allgemeine und orale Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern sowie die Präzedenz von Karies und anderer oraler Erkrankungen zu senken. Die Arbeit der OHFR umfasst dabei neben der zahnmedizinischen Behandlung von bedürftigen Menschen zusätzlich Präventionsprogramme an lokalen Schulen.
Das Projekt vor Ort fand vom 09. bis 20. September 2019 statt.
Am ersten Tag trafen sich die 11 mitgereisten Studierenden der Medizinischen Hochschule Hannover, das Team aus 8 lokalen Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie der Begründer der OHFR, Christiaan van Es, zu einer Einführungsveranstaltung in Kigali. In diesem Rahmen wurden die Organisation des Projektes, die theoretischen Grundlagen der lokalen Arbeitsmethoden sowie die ortspezifischen Gepflogenheiten erörtert. Des Weiteren erfolgte ein persönlicher Austausch im Team.
Vom 10. bis 13. September fand das erste Dental Camp im Krankenhaus von Remera-Rukoma statt. In der 2012 gegründeten Zahnklinik des Krankenhauses konnten die Patienten unter Anleitung und in Zusammenarbeit mit den lokalen Zahnärztinnen und Zahnärzten durch die deutschen Studierenden adäquat versorgt werden. Um der Masse an Patienten Herr zu werden, teilte sich das Team in zwei Gruppen auf. Die erste Gruppe führte ein initiales Screening durch, in welchem die Art der Versorgung festgelegt wurde, um eine fachlich korrekte Behandlung der Patienten zu gewährleisten. Darauffolgend konnte die zweite Gruppe die vorher geplante Behandlung durchführen und auf diese Weise die Effizienz um ein Vielfaches steigern. Vor dem täglichen Behandlungsstart wurde zudem für alle Patienten eine Präsentation im Rahmen des „Dental Prevention Programs (DPP)“ gehalten, in welcher die Grundlagen der Mundhygiene und des Zähneputzens erklärt wurden.
Weitere Behandlungen erfolgten vom 16. bis 17. September im Krankenhaus von Nyamata. Hier konnten wir das Erfolgskonzept aus Remera-Rukoma ein weiteres Mal anwenden. Außerdem besuchten wir dort die Genozid Gedenkstätte und konnten so einen tiefen Eindruck in die Geschichte des Landes gewinnen.
Mittwoch, den 18. September, nutzen wir, um die „Little Angel School“ in Kigali zu besuchen. Wir wurden dort sehr warmherzig mit Gesang und Tanz begrüßt. Anschließend wurden die rund 150 Kinder von uns ausführlich in der richtigen Art des Zähneputzens unterrichtet und in den Klassen ein persönliches Screening durchgeführt. Am Anschluss des Screenings bekam jedes Kind eine Zahnbürste sowie Zahnpasta.
In Zahlen ausgedrückt konnten in der kurzen Zeit vor Ort 2174 Patienten behandelt werden. Die Behandlung umfasste 1475 Extraktionen, 42 Füllungen und 211 Scalings. Desweitern wurden 202 Beratungen und 244 Überweisungen and Zahnkliniken durchgeführt. Zudem erhielt jeder Patient eine neue Zahnbürste, Zahnpasta sowie Schmerzmedikation und ggf. ein Antibiotikum.
Die freie Zeit zwischen den Behandlungstagen nutzen wir als Gruppe, um das Land und dessen Kultur näher kennenzulernen. So fuhren wir gemeinsam am Samstag, den 14. September, in den Akagera Nationalpark. Am Donnerstag, den 19. September, befassten wir uns umfassend mit der Geschichte des Landes. Wir besuchten das Kigali Genocide Memorial, in welchem die Vorgeschichte, der Genozid Anfang der 1990er Jahre, der Wiederaufbau sowie die Gedenkkkultur in umfassendem Masse aufgearbeitet wurden.
In den zwei Wochen des Projektes fand ein reger Austausch zwischen den deutschen Studierenden und den ruandischen Zahnärztinnen und Zahnärzten statt, von welchem beide Seiten überaus profitieren konnten. Wir konnten zahnmedizinische Versorgung in finanziell schwache Regionen bringen und so vielen Menschen helfen. Darüber hinaus sammelten wir einen reichen Schatz an Erfahrungen und Eindrücken, die wir zurück mit nach Deutschland nehmen.
Wir sind sehr dankbar für diese Zeit und hoffen, dass sich dieses Projekt in den nächsten Jahren weiter positiv entwickeln wird. Einen besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle noch an den Alumni Verein der MHH, Pluradent, der Firma Hörmann und allen weiteren Unterstützern ausdrücken.